Dabei habe die Polizei «Vermummungs- und Demonstrationsmaterial» sowie insgesamt über ein Dutzend Pfeffersprays sichergestellt, heisst es im Communiqué. Bis auf eine Person, welche zur Verhaftung ausgeschrieben war, wurden sämtliche Personen im Verlaufe der Nacht wieder entlassen.
In der Medienmitteilung schreibt die Polizei, dass auch zahlreiche Personen aus anderen Kantonen angereist seien, um an der unbewilligten Kundgebung teilzunehmen. Es kam am Freitagabend zu keinen Sachbeschädigungen.
Ein ganz normaler Samstagmorgen
Bern am Morgen nach der verhinderten Antifa-Demo: Am Bollwerk erinnert kurz vor 7 Uhr nichts an die Geschehnisse der vergangenen Nacht. Der Vorplatz der Reitschule ist nahezu leer, vor dem Club Kapitel stehen übernächtigte Feiernde und rauchen, aus dem Lokal dröhnt nach wie vor Musik. Ein VW-Bus der Kantonspolizei fährt über die Schützenmatte, ansonsten wurde das massive Polizeiaufgebot vom Vorabend aufgelöst.
Viele Einsatzkräfte wurden bereits ungefähr um Mitternacht abgezogen, auch der Wasserwerfer wurde etwa um diese Zeit vom Waisenhausplatz weggefahren. Bis tief in die Nacht hinein waren jedoch in Berns Innenstadt noch Polizeipatrouillen anzutreffen, Securitas-Kräfte bewachten nach wie vor das Bundeshaus.
Filmreife Kulisse in Berns Innenstadt
Ein bisschen fühlte man sich am Freitagabend ab 19.30 Uhr am Zytglogge wie in einem Suspense-Film, in dem Heerscharen von Sicherheitskräften ein Gebiet minutiös, aber erfolglos durchkämmen, und als Zuschauer weiss man, dass der Gesuchte trotzdem dort ist.
Dutzende Berner Polizistinnen und Polizisten – verstärkt durch Korpsangehörige anderer Kantone – belagerten in Vollmontur den Kornhausplatz, aber von Linksaktivisten, die den Start ihrer nicht bewilligten Demonstration beim Zytglogge angekündigt hatten, keine Spur. Fast keine Spur.
Per Megafon erklärte die Polizei kurz vor 20 Uhr, dass die Stadtregierung jegliche Kundgebung verboten habe, wer zu diesem Zweck hier sei, müsse damit rechnen, festgenommen zu werden. Tatsächlich hielt die Polizei ihr verdächtig erscheinende, meist jugendliche Personen in der ganzen oberen Altstadt an, kontrollierte und untersuchte sie.
Man sah mehrere Personen, die teilweise in Handschellen abgeführt wurden, angeblich sollen bei einzelnen angehaltenen Personen mit Benzin gefüllte Flaschen gefunden worden sein. Gehässige Szenen waren indessen nur sehr vereinzelt zu beobachten. Es gab auch Leute, die im Abenteuermodus in der Stadt unterwegs waren.